Tuesday, October 04, 2005

Adria die Zweite

Der Blog vom Juni hat geendet mit "...vidimo se u kolovozu".
Jetzt sind August und sogar schon September wieder vorbei und mit ihnen auch unser schöner kulinarischer Törn durch die dalmatinische Inselwelt.

Samstag 27.08.2005
Čevapčići mit mješana salata in Kaštela gut und billig (25,-- Kuna)

Die Elan 333 „Livka“ ist schon auf den ersten Blick wohnlicher als die Bavaria 35 Match vom Juni. Um 1700 Uhr wird endlich eingecheckt und rrraus, so schnell, daß ich Armano noch angerufen und mich für die „Flucht“ entschuldigt hab.

Noch vor dem „Götterschluck“ ist Astrid das Cockpitschapp aufs Aug geknallt. Zum Glück hat sie nur eine Schramme abgekriegt.
Trotz höherem Komfort segelt die Yacht hervorragend. Auf Halbwindkurs geht es mit 6,6 Knoten nach Bobovišća. Juhuiii!



Zum Abendessen gibt es für uns beide zusammen einen guten Branzin.

Am nächsten Morgen ist Heimwerken angesagt. Die Navigationsbeleuchtung hat nicht funktioniert. Die kaputte Birne durch eine neue ersetzt - es geht noch immer nicht. Nach Demontage der Fassung tritt die Ursache zutage: Der Plus-Draht ist komplett wegkorrodiert. Beim Öffnen der Klemme zerbricht die kupferne Schraube wie Kreide. Mit Draht und Klemmsteckern repariere ich das Ganze provisorisch. Schnell noch alles wieder zusammengebaut und schon ist es Mittag. Jetzt heißt es aber Ablegen.

Die Uvala Stipanska, die wir besichtigen gefällt uns gut, hier werden wir sicher einmal herkommen.

Auch Stomorska macht beim Vorbeifahren einen netten Eindruck.

Auf der Höhe von Plić Mlin läßt der Wind deutlich nach. Wir geben trotzdem nicht auf zu Segeln, ändern aber unseren Plan. Mit Primošten wird es heute nichts mehr, dafür fahren wir in die uns ebenfalls unbekannte Bucht von Veli Drvenik.

Schwojend legen wir uns vor Buganker genau vor die Konoba „Lude Godine“.
Als Vorspeise gibt es für uns beide Salata od hobotnice. Dieser ist ohne Kartoffel zubereitet, dafür aber lauwarm und mit Kapern – interessant.

Zur Hauptspeise nimmt Astrid Mješano meso na žaru, ich eine Orata na žaru, beides ganz gut.
Während des Essens setzen sich zwei nette deutsche Ehepaare zu uns, die Eigner der Kat-Ketsch „Tunnix“ und ihre bayrischen Freunde.

Später wechseln unsere Tischnachbarn, die Deutschen gehen schlafen, an ihrer Stelle kommt eine Bande Linzer Studenten, die nur kurz für einen Abendschluck angelegt hat und einen Nachtschlag nach Bol vorhat.

Nach dem Frühstück setzen wir schon im Hafenbecken das Großsegel, in der Ausfahrt dann die Genua dazu. Vorwindkurs vorerst Richtung Westen.

Wo liegt Malta? – Zwischen Veli und Mali Drvenik!


Malta

Vorbei beim Arkandel
Am Rt Ploča ändern wir unseren Kurs.
Auch der Wind hat von Ost auf Südwest gedreht.
Raumschots geht es nach Norden.
Nördlich des Inselchens Maslinovik geht sich noch ein Badestop aus.



Danach nochmals das Groß rauf, auch die letzten Meilen werden gesegelt.
Primošten ist ein reizendes Städtchen.





Im Hafen erhalten wir den Logenplatz zugewiesen. Die Tunnix ist auch schon da – motort!
Zum Abendessen wählen wir das Restoran Galeb. Es hat - im Gegensatz zum „Babilon“ und zum „Panorama“ - keine Werbung an der obala aber dafür die schönste Terrasse mit herrlichem Ausblick. Die Bedienung ist so freundlich, dass auch ich mit meiner Unschlüssigkeit nichts daran ändern kann, beide Kellner bleiben ruhig.

Die beiden nette Bayern setzen sich wieder zu uns. Sie erzählen, dass sie früher selbst ein Schiff hatten, dieses aber aus Altersgründen verkauft haben. Der Mann ist achtzig! Das hätte ich mir nie gedacht, ich sag später zu Astrid: „Die Leute werden immer jünger alt.“

Vorspeise: Muscheln für Astrid, Fischsuppe für mich
Hauptspeise: Pržene Lignje = Calamari fritti und für mich noch Girice und dann Čevapćići

Danach laß ich die Bilder sprechen:



Dienstag: Abgelegt und gleich Segel rauf.

Kurs 150°, der Wind kommt raumschots, so geht’s stundenlang mitten auf die Insel Vis zu.

In der Uvala Stončica fällt der Anker.

Pavo und Tripo freuen sich, dass wir zum zweiten Mal in diesem Jahr den Weg hierher gefunden haben. Es gibt als Vorspeise gebratene Sardinen, als Hauptgang – natürlich – das hervorragende Lamm vom Grill.


Gaaanz gemütliches Erwachen, langsames Zurechtmachen für den geplanten Schlag nach Lastovo. Nach der Ausfahrt aus der Bucht, beim Leuchtturm Stončica sehen wir, dass der Himmel in Richtung Lastovo völlig schwarz ist. Der Horizont verschwimmt im Dunkelgrau der Gewitterwolken. Also zurück zur Stadt Vis und eine Hafenrunde gedreht. Schon schaut das Wetter besser aus, aber dafür ist es für den Schlag nach Lastovo zu spät. Wir baden den ganzen Nachmittag in der Bucht Luka Rogačić und lassen uns am Abend nur von der Genua in den Hafen ziehen. In Kut gehen wir vor der Kirche Sveti Ciprijan an den Kai. Der Kirchturm hat ein sehr schönes, sehr melodiöses Glockenspiel und beim Stundenschlag geben sich die Kirche Sv. Ciprijan und eine andere Kirche auf der anderen Seite des Hafens gegenseitig Antwort. Es ist sehr schön, wenn die Glocken über das Wasser tönen.


Wir wählen die Konoba Vatrica wegen ihres reizenden Namens „Feuerchen“. Die Wahl erweist sich als sehr gut. Auf ausgezeichnete Vrbavice folgt ein Škarpina mit der besten Blitva, die ich jemals gegessen habe.




Morgenspaziergang zum Geldwechseln und Fotographieren.






Mit Maschine geht es Richtung Lastovo. Unmittelbar westlich der Insel Lastovo liegt die „Jagdinsel“ Mrčara. Wir legen uns längsseits an die Mole, die aus Titos Zeiten stammt und die sicher jedem Wintersturm trotzt. Das Wasser ist 6 m tief und herrlich klar, man sieht bis auf den Grund.

Obwohl wir nur zu zweit sind, bereitet Branko, der Wirt, sein Kozlić pod pekom, das allein schon Grund genug für einen Abstecher zu dieser Insel ist.

Die Nacht war fürchterlich, die Gelsen haben uns nicht schlafen lassen. Insektenschutzmittel sollte auf unseren nächsten Törns unbedingt mitkommen.

Am Morgen liegt nebliger Dunst über dem Meer.


Die Durchfahrt zwischen den Inseln nach Süden ist sehr schön. Auch die Bucht Veli Lago ist recht nett. Ebenso Skrivena Luka, mit dem Leuchtturm am Rt Struga. Irgendwann werden wir auch hier einmal vor Anker gehen.

Dann aber kommen wir zu „unseren“ Lastovnjaci, zu unserem liebsten Badeplatz in dieser Gegend zwischen den Inseln Štomorina und Češvinica.


Mit ausdauerndem Bade haben wir auch den Wind abgewartet und Äolus beschert uns ein vergnügliches Segeln in die Uvala Zaklopatica, wo Astrid das Anlegemanöver fährt und wo wir Thomas aus Wien und den jungen Friedl aus Mistelbach kennenlernen.


Wir verstehen uns sofort so gut, dass wir die beiden zu einem sundowner auf die Livka einladen und dann auch gemeinsam zu Abend essen. Marinierte Sardinen, frittierte Garnelen, rotes Risotto und als Krönung ein Škarpina und ein Šarag na žaru. Dazu Wein und danach Rakija. Als der Kellner Adi die Rechnung bringt, teilt er uns mit, daß die Getränke auf Haus gegangen sind und wir nur das Essen bezahlen müssen. Hinter uns singt eine Klapa dalmatinische Volkslieder, Thomas und Friedl lauschen unseren Erzählungen vom Törn 1999 mit den „yellow dinghi boys“. Erst kurz vor Mitternacht kommen wir in die Kojen.

Spät am Vormittag verabschieden wir uns von Thomas und Friedl, Adi und Tonći und hissen die Segel. Nach einigen Meilen wird der Wind schwächer, schläft schließlich ein, wir aber baden, statt die Maschine zu starten. Wieder wird unsere Geduld belohnt, der Wind kommt wieder auf, diesmal aus Westen.

Nach dem Rt Ražnjić geht es auf Halbwindkurs nach Orebić. Im Schein der späten Sonne eine Segelyacht durch die Inselwelt östlich von Korčula zu steuern, während der Wind den Duft der Macchia mit ihren vielen Gewürzsträuchern zu uns herüberträgt, verursacht einen Ausstoß von Glückshormonen im Übermaß.




Ich sollte wirklich nicht mehr vergessen, beim Weg zur Konoba Mlinica, wo ich das Abendessen vorbestelle, die Kamera mitzunehmen. Gerade um 1800 Uhr ist ein herrliches Licht über allen Motiven. Als wir eine Stunde später zu Essen gehen, ist das Licht weg. Das Janjetina pod pekom ist super, das wissen wir schon, neu aber war, dass auch Paradeiser, Paprika und junges Kraut in der Schüssel waren – selbstverständlich neben den obligaten Erdäpfeln.

In der Nacht stört Astrid die Disco, mich die Bora und ich hole die Muringleine dichter.

Mit Ausnahme von eineinhalb Meilen am Rt Osičać, dem Westzipfel der Halbinsel Pelješac segeln wir bis 5 sm vor die Uvala Manastir auf Šćedro, "unsere" Uvala Glavobolja. Stjepko erkennt uns schon an der Art anzulegen: Anker, Vorleine zur Boje, Achterleine zur kleinen Mole und noch eine Vorleine zu den Felsen. So könnten wir hier überwintern.

  • Šćedro

  • Die Begrüßung ist herzlich. Wir lernen Maja kennen, die Freundin von Stjepko’s Sohn Filip. Es wird sogleich aufgetischt. Slane gire, paradejz, masline i sir – odlično! Kleine Salzfische, Paradeiser, Oliven und Käse – ein Traum - und dazu fast zuviel Weißwein.

    Die Fähre Split – Starigrad hatte eine Stunde Verspätung, deshalb ist es schon dunkel als Stjepko mit seinen Hausgästen Gordana und Adriano daherkommt. Schnell wird der Goph, der am Morgen gefangen wurde zu Steaks geschnitten und gegrillt. Eine wahre Köstlichkeit. Diesen Fisch, der auf Deutsch Gelbschwanz heißt, essen wir zum ersten Mal. Nach lustigem Tratsch verabschiedet sich Stjepko um halb elf, weil morgen geht es wieder früh raus zum Fischfang. Eine halbe Stunde später gehen auch wir schlafen.

    Die innere Uhr funktioniert und ich bin ohne Wecker um 0530 wach. Draußen ist es grau. Kaffee für Astrid gekocht und schon ist es sechs. Der Tag ist da und mit ihm Stjepko. Umsteigen auf den Morski vuk und raustuckern aus der Bucht. Zuerst muß ein Köderfisch gefangen werden, ein Igla oder Hornhecht. Leider wird es eine endlose Angelei. Erst ganz zum Schluß erwischt Stjepko einen Igla. Da ist es für weitere Jagd auf Goph schon zu spät.


    Am Nachmittag setzen wir Segel und begeben uns nach Sv. Nedjelja, um den Weinkeller von Ivo Plenković anzuschauen. Pavo, Adriano und Gordana kommen mit.


    Piratenkapitän Pavo Kordić am Funkgerät







    Auf der Rückreise kommt ein Anruf von Stjepko: er hat einen Goph mit 8,5 kg gefangen!
    Am Abend schmeckt uns Jastog-Brudet, aber auch Drachenkopf und Goph.



    Am Ende allen Weißweines wissen wir: Wir sind Adriaten – mi smo Jadranci!



    Leider heißt es auch einmal Abschied nehmen von der Uvala Glavobolja. Der Ostwind hat ganz schön Wellen gemacht. Mit Aufkreuzen würden wir sieben Stunden bis zum Ostkap von Hvar brauchen und dann geht’s von dort noch einige Meilen nach Westen, also umgedreht und zuerst auf Vorwindkurs bis zum Rt Pelegrin, dann die Segel dichtgeholt und ab nach Vrboska. Gleich nach dem Kap müssen wir reffen, so sehr bläst der Wind über die Nordabhänge der Insel Hvar.

    In der Konoba Škojić gibt’s Riblja juha und Mješano meso für Astrid, Brudet od grdobine für mich.

    Morgenspaziergang in Vrboska


    Badestop in der Uvala Livka.
    Wieder haben wir die Bucht besucht, nach der unser Schiff benannt ist.



    Stomorska ist ein netter Ort. Astrid ist genervt, wenn ich bis ins Hafenbecken segle. Im Restoran Turanj gibt’s Riblja juha für uns beide und zusammen einen Branzin vom Grill.

    Trüb begrüßt uns der letzte ganze Segeltag. Die Vremenska prognoza war ja auch: Jugo. Also fahren wir nur das kurze Stück von Stomorska nach Bobovišća. Dort machen wir uns einen faulen Nachmittag.


    Es gefällt mir, dass in Bobovišća ein Denkmal des Dichters Vladimir Nazor - dem Autor des Jugendbuches „Die rote Zora und ihre Bande“ - steht. Es ist viel gescheiter, Dichtern Denkmäler zu setzen als Kriegern.



    In der Bucht ist es absolut windstill. Draußen bläst der Jugo wie vorhergesagt mit bis zu 35 Knoten.

    0510 und wieder keinen Wecker gebraucht. Nach dem Kaffee ruhig um 0550 abgelegt. Auf dem Meer hisse ich das Groß gerefft, die Genua rolle ich vorerst voll aus.

    Nachdem wir die Abdeckung der Insel Brač verlassen haben gibt es ordentlichen Seegang, die Wellen messen teilweise über zwei Meter. Der Jugo weht mit 20 kn, manchmal kommt eine Böe mit 28 kn. Arbeitsreiches, aber ausgesprochen lustiges Segeln zum Abschied. Erst hundert Meter vor der Einfahrt in die Marina kommt die Wäsche herunter.

    Danke, oh Neptun und Poseidon und Äolus und Ägir und wie Ihr sonst noch heißt, Ihr Götter der Meere und der Winde, danke für diesen schönen Törn.


    Regenwetter macht den Abschied leichter

    PS.: Wenn Ihr, Tunnix-Skipper, Thomas, junger Friedl, Gordana, Adriano oder sonstwer, der uns kennt, diesen Blog lest, postet doch was.